„Cybergrooming ist eine große Gefahr für Kinder und Jugendliche unserer Zeit, von der die meisten Eltern und Fachkräfte allerdings viel zu wenig wissen“, betont Prof. Dr. Gaby Flößer, Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes in NRW. Um breit darauf aufmerksam zu machen und den Täter*innen wirksame Maßnahmen entgegenzusetzen, hat der Kinderschutzbund heute in Nordrhein-Westfalen eine landesweite Kampagne gegen Cybergrooming an den Start gebracht.
Unter Cybergrooming versteht man, so heißt es auf der Internetseite der Landesanstalt für Medien NRW, „die gezielte Anbahnung sexueller Kontakte mit Minderjährigen über das Internet“. Nach einer Studie der Landesanstalt für Medien NRW aus dem Mai 2025 war fast ein Viertel der Minderjährigen im Internet schon einmal von Cybergrooming betroffen.
Bei der Auftaktveranstaltung der landesweiten Kampagne gegen Cybergrooming beim Kinderschutzbund in Köln wurden die Orts- und Kreisverbände des Kinderschutzbundes in NRW von Fachleuten mit wichtigen Fakten rund um Cybergrooming versorgt. Sie wurden außerdem dazu angeregt, in der nächsten Zeit eigene Projekte gegen Cybergrooming auf den Weg zu bringen – unterstützt vom Landesverband, der Polizei NRW und der Landesanstalt für Medien NRW.
Auf der Auftaktveranstaltung in Köln referierten Yvonne Leven vom Landeskriminalamt NRW, Adde Müller von der Landesanstalt für Medien NRW sowie die Journalistin Insa Backe und der Kölner Kriminalhauptkommissar Eric Dieden.
Kriminalhauptkommissarin Yvonne Leven vom Landeskriminalamt NRW legte in ihrem Vortrag den Fokus auf die grundlegenden Fakten zu Cybergrooming: Wer sind die Täter*innen, wer die Opfer, wo findet Cybergrooming statt, warum gibt es unterschiedliche Statistiken und wie steht es um die Strafbarkeit? Yvonne Leven betonte: „Ein Großteil der Tatverdächtigen ist männlich, aber längst nicht alle sind Erwachsene. Circa 15 Prozent der Tatverdächtigen im Jahr 2023 waren unter 14 Jahre alt, weitere rund 25 Prozent zwischen 14 und 18.“ Daher sei es wichtig, Kinder und Jugendliche nicht nur davor zu schützen, Opfer von Cybergrooming zu werden, sondern auch davor, sich – möglicherweise unbeabsichtigt – strafbar zu machen.
Die Journalistin Insa Backe und der Kölner Kriminalhauptkommissar Eric Dieden berichteten von ihren Erfahrungen mit Aufklärungs- und Präventionsveranstaltungen für Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrer*innen. Die demokratische Mitte der Gesellschaft sei ihrer Wahrnehmung nach vielfach sehr überlastet. „Das verschafft den Täter*innen freie Fahrt, weil sich Erwachsene kaum mit dem beschäftigen, was Kinder und Jugendliche im Netz erleben“, warnte der Kriminalhauptkommissar Eric Dieden. Insa Backe und er appellierten an die Erwachsenen – Eltern, Fachkräfte und andere – sich mit der digitalen Lebenswelt der jungen Menschen unbedingt vertraut zu machen. „Je besser die Öffentlichkeit informiert ist, desto besser können wir die Kinder schützen“, sagte die Journalistin Insa Backe.
Was können Kinder, Jugendliche, Eltern und Fachkräfte tun, wenn Cybergrooming geschehen ist? Welche präventiven Angebote gibt es? Adde Müller von der Landesanstalt für Medien NRW stellte u.a. „Frag Zebra“ vor. Dort gibt es weiterführende Informationen zu Cybergrooming und die Möglichkeit, Cybergrooming zu melden.
Gefördert wird die Kampagne durch die Spendenverdoppelungsaktion der Bethe-Stiftung.