Das von der Bundesinnenministerin Faser am gestrigen Montag vorgestellte Lagebild zur sexualisierten Gewalt an Kindern und Jugendlichen ist besorgniserregend. „Der für NRW erneut registrierte Anstieg auf 5.065 Fälle im Jahr 2023 ist ein Beleg dafür, dass die großen Anstrengungen, die das Land im Hinblick auf die Prävention sexualisierter Gewalt unternommen hat, nicht ausreichend sind“, so die Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes NRW, Prof. Dr. Gaby Flösser.
Nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) registrierten die Behörden bundesweit insgesamt 16.375 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, was einer Steigerung von 5,5 Prozent gegenüber dem Jahr 2022 und einem Anstieg von rund 20 Prozent im Fünf-Jahres-Vergleich seit 2019 entspricht. Zwar mag hinter dem erneuten Anstieg auch eine gestiegene Anzeigebereitschaft der Bevölkerung liegen; die in NRW überdurchschnittlichen (verglichen mit allen anderen Bundesländern) verzeichneten und registrierten Fälle zeigen jedoch den künftigen erheblichen Handlungsbedarf. Die Bekämpfung von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist für den Kinderschutzbund in NRW ein wichtiger Schwerpunkt seiner Arbeit.
Krista Körbes, Landesgeschäftsführerin des Kinderschutzbundes, sagt: „Kinder und Jugendliche sind die Verwundbarsten in unserer Gesellschaft. Zwar ist mit der Strafrechtsreform 2021 ein richtiger Schritt gemacht worden. Sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen muss frühzeitig zu erkennen sein, um konsequent dagegen vorzugehen. Es braucht aber auskömmlich finanzierte Präventions- und Interventionsstrategien, um junge Menschen besser zu schützen.“
„Die Herausforderungen, vor der wir in der Kinder- und Jugendhilfe insgesamt stehen, sind angesichts einer geschätzten Dunkelziffer von einem angezeigten Fall zu 15 bis 20 nicht registrierten Fällen enorm“, so der Landesgeschäftsführer Michael Kutz vom Kinderschutzbund in NRW. „Wir versprechen, dass wir und unsere Mitglieder vor Ort in unseren Bemühungen im Kampf gegen jede Form von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche nicht nachlassen werden“.