Nach seiner erfolgreichen digitalen Fachtagung weist der Landesverband NRW des Kinderschutzbundes energisch darauf hin, dass die Kinderrechte für geflüchtete und zugewanderte Kinder weiterhin nicht ausreichend umgesetzt werden. „In den drei zentralen Bereichen der UN-Kinderrechtskonvention Schutz, Beteiligung, Förderung gibt es für junge Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte eklatante Mängel, die wir nicht akzeptieren können“, bilanzierte Prof. Dr. Gaby Flösser, Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes (DKSB) in NRW.
Insgesamt über 150 Fachleute aus Politik, Wissenschaft und vielen unterschiedlichen Bereichen der Praxis kamen am vergangenen Donnerstag und Freitag virtuell zusammen, um sich zu informieren, rege zu diskutieren, sich über gute Praxisbeispiele auszutauschen und Forderungen an die Politik zu formulieren. An der Tagung beteiligt waren u. a. Prof. Dr. Aladin El‑Mafaalani (Professor für Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft, Universität Osnabrück), Ekin Deligöz (Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium), Heinz Hilgers (Ehrenpräsident des Kinderschutzbundes), Lorenz Bahr (Staatssekretär im Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW), Claudia Kittel (Deutsches Institut für Menschenrechte), Jan Braukmann (UNICEF Deutschland), zahlreiche weitere Fachleute aus Praxis und Wissenschaft sowie Vertreter*innen der Kommunen und der Landespolitik. Organisiert wurde die Konferenz „Kinder und Jugendliche nach Flucht und Zuwanderung: Schutz – Beteiligung – Förderung“ vom Landesverband NRW des Kinderschutzbundes in Kooperation mit dem Institut für Sozialpädagogik, Erwachsenenbildung und Pädagogik der frühen Kindheit der Technischen Universität Dortmund.
„Um die Kinderrechte zu wahren, muss von der Unterbringung von Kindern in Landesunterkünften bzw. großen Gemeinschaftsunterkünften abgesehen und stattdessen gezielt in den Ausbau dezentralen Wohnraums investiert werden“, resümierte Renate Blum-Maurice, Mitglied des DKSB-Landesvorstandes. Ebenso wichtig sei ein schneller Zugang zur Kita, zur Regelschule, zu Freizeitangeboten und zur Jugendarbeit. Durch viele Diskussionen zog sich die Forderung nach einer verlässlichen Finanzierungsstruktur. „Freie Träger brauchen für bewährte Angebote vor allem eine dauerhafte Förderung statt kurzatmiger Programme, die schon nach kurzer Zeit wieder zu Ende gehen“, so Renate Blum-Maurice weiter. Um den akuten Fachkräftemangel kurzfristig zu bekämpfen, schlug DKSB-Landesvorsitzende Gaby Flösser eine breit angelegte Zusammenarbeit mit allen Ausbildungsstätten vor.
Von der großen gesellschaftspolitischen Analyse bis hin zur Realität der Kommunen und der Träger von Angeboten für Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte: Das Thema „Kinder und Jugendliche nach Flucht und Zuwanderung“ wurde auf der Online-Tagung von vielen Seiten aus beleuchtet und diskutiert, um dann abschließend mit den Sprecher*innen bzw. Repräsentant*innen der Landtagsfraktionen von CDU, Grünen, SPD und FDP erörtert zu werden. Dabei wurde deutlich, dass Flucht und Zuwanderung dauerhafte Herausforderungen für unsere Einwanderungsgesellschaft sind. „Kurzfristige Überbrückungen dürfen über eine erforderliche grundsätzliche Neuorientierung aller Systeme der Daseinsvorsorge und Bildung nicht hinwegtäuschen. Es ist dringend erforderlich, die Weichenstellungen hierfür jetzt vorzunehmen, damit aus der aktuellen angespannten Situation keine Dauerkrise wird“, stellte DKSB-Landesvorsitzende Gaby Flösser fest. Gesellschaftlich müssten die Prioritäten dringend anders gesetzt und die Kinderrechte und das Kindeswohl endlich zu einem vorrangigen Ausgangspunkt der Überlegungen gemacht werden.